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Neues aus dem Freundeskreis Auf nach Kaufbeuren!

Die Bayerntage des Freundeskreises präsentieren Bayerns schönste Städte mit ihren Besonderheiten und historischen Prägungen. Immer ist einer der örtlichen Freundeskreise Gastgeber und lädt zu einem Wochenende mit Kulturprogramm und Austausch ein. In diesem Jahr trifft man sich im Oktober im schönen, geschichtsträchtigen Kaufbeuren.

Bayerntag vom 7. bis 8. Oktober 2023

Kaufbeuren ist eine Stadt mit einer langen und bewegten Geschichte, deren Ursprünge auf das 8. Jahrhundert zurückgehen, die im 13. Jahrhundert freie Reichsstadt wurde und im Spätmittelalter zu beachtlichem Wohlstand gelangte. Großzügige Bürgerhäuser zeugen heute noch davon. Kaiser Maximilian kam oft hierher – sein ehemaliges Wohnhaus wurde 1604 zur evangelischen Dreifaltigkeitskirche umgebaut. Die Mönche der Benediktinerabtei flüchteten sich in Kriegszeiten in den Schutz der Stadtmauern in ihren „Irseer Hof“. Mehrere Türme und Teile der Stadtmauer sind noch erhalten.

Das Kaufbeurer Rathaus entstand wie das Münchner Rathaus, aber deutlich kleiner, nach Plänen von Georg v. Hauberrisser. Über der Stadt, an die Stadtmauer angelehnt, steht die spätgotische Blasiuskirche mit einem Altar von Jörg Lederer. Und es gäbe noch so viel zu entdecken …

Spätgotische Blasiuskirche, Ende 15. Jhd.

Weniger bekannt ist die literarische Geschichte der Stadt: So war die humanistische Gelehrte Olympia Fulvia Morata nach ihrer – konfessionell bedingten – überstürzten Abreise aus Ferrara über ein halbes Jahr in Kaufbeuren zu Gast, wo sie die exquisite Bibliothek des Fuggerschen Bergwerksverwalters Hörmann von und zu Gutenberg zu Studienzwecken nutzen konnte. Wesentlich bekannter ist aber Sophie von La Roche, geboren als Sophie Gutermann, die als erste Frau 1771 mit der „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ einen deutschsprachigen Roman verfasste – und der noch dazu ein Bestseller war. Später gab sie die erste „Frauenzeitschrift“ heraus, die auch in ganz Europa an den Höfen gelesen wurde und sicherte mit ihrer Schriftstellerei den Lebensunterhalt der Familie.

Scherenschnitt in Metall am Geburtshaus

Aus jüngerer Zeit sind der Bestsellerautor Ludwig Ganghofer und der im November 2022 verstorbene Hans-Magnus Enzensberger zu nennen. Die Gäste des Bayerntags werden sie alle im Rahmen von Stadtführungen kennen lernen und sich auch über die verschiedenen Aspekte Kaufbeurens informieren können.Kaufbeuren hat auch eine lange Erfahrung mit Flüchtlingen und Vertriebenen: Weihnachten 1731 erreichten 800 Salzburger Exulanten zum ersten Mal nach ihrer Vertreibung das protestantische Kaufbeuren – bei weniger als 3000 Einwohnern. In der Nachkriegszeit erfuhr Kaufbeuren durch die Ansiedlung von 18000 Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland, besonders aus Gablonz a.d. Neiße einen enormen Bevölkerungszuwachs. Auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik in Kaufbeuren-Hart entstand der Ortsteil Neu-Gablonz, der bis in die 80er Jahre ein Zentrum des Modeschmucks war, bevor die meisten Betriebe der Billig-Konkurrenz aus Fernost weichen mussten. In den 90er Jahren kamen über 5000 Spätaussiedler aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, die zumeist auch in diesem Ortsteil Wohnungen fanden.

Ein Vortrag von Stadtarchivar a.D. Dr. Stefan Fischer zur 70-jährigen Geschichte des Freundeskreises in Kaufbeuren wird das Programmangebot abrunden. Alle Mitglieder des Freundeskreises sind herzlich eingeladen, sich am 7. Und 8. Oktober auf nach Kaufbeuren zu machen!

Gerd F. Thomae