Bild Brot – Ein gesellschaftliches Totalphänomen: Die Jahrestagung 2025 des Freundeskreisesinfo Icon© Bäko-Zentrale eG

Neues aus dem Freundeskreis Brot – Ein gesellschaftliches Totalphänomen: Die Jahrestagung 2025 des Freundeskreises

Die Jahrestagung des Freundeskreises – in diesem Jahr in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Tutzing und der Akademie des bayerischen Bäckerhandwerks – widmete sich einem überlebenswichtigen Kulturgut unter dem Titel „Unser täglich Brot“. Die Zusammenarbeit erwies sich als besonders fruchtbar: Sie ermöglichte eine große thematische Vielfalt, ungewöhnliche Erfahrungen und interdisziplinäre Perspektiven.

Brot ist Symbolträger, Kulturgut, Glaubenszeichen – und eine Frage der Zukunft. Vom 2. bis 4. Mai 2025 diskutierten rund 70 Teilnehmende über das Brot als Spiegel unserer Haltung gegenüber Natur und Gesellschaft sowie als Bindeglied zwischen Sinnlichkeit, Spiritualität und sozialer Verantwortung.

Von der Leidenschaft des Backens

Im Rahmen der Eröffnung verband Michael Wippler – Ehrenpräsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerkes – die mehr als 100-jährige Dresdner Bäckerei Wippler mit dem 150-jährigen Bestehen des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. „Niemand bäckt sein Brot allein“ – und deshalb gehört Handwerksbäckerei zu einer gut strukturierten und treibenden Kraft in der Lebensmittelversorgung. Prof. Dr. Christine Brombach, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft, beleuchtete, wie Brot die wichtigsten Geschichten der Menschheit erzählt: von den älteste Brotfunden über das Backen im Mittelalter bis hin zur Neuzeit. Erfolg und Zukunft des Brotes liegen nach ihr in der Verbindung von handwerklicher Tradition mit zeitgemäßer Weiterentwicklung.

In einer Podiumsdiskussion wurde die gesamte Produktionskette – vom Landwirt über den Müller und Bäcker bis hin zum Verbraucher – in den Blick genommen. Die zentrale Botschaft: Transparenz und Wertschätzung sind entscheidend. Ein Angebot an das Publikum hatten die Referierenden auch dabei: „Kommen Sie unser Handwerk anschauen: Wir zeigen Ihnen die handwerkliche Moderne des Backens.“ Denn Qualität muss erlebt und schließlich auch honoriert werden.

Dr. Karin Bergmann, Diplom-Ökotrophologin aus München, betonte in ihrem Beitrag, dass Brot heute so sicher und hochwertig ist wie nie zuvor. Ihre Überzeugung: Es gibt für jeden ein gutes Brot. Dennoch muss sich die gesamte Wertschöpfungskette im Lichte der Ernährungstransformation stark behaupten. Nur durch das Zusammenhalten aller Beteiligten könne eine nachhaltige Ernährungskultur gefördert werden.

Praxiserlebnis mit bleibender Wirkung

Ein Höhepunkt der Tagung war der praktische Programmpunkt in der Akademie des Bayerischen Bäckerhandwerks in Lochham. Dort konnten die Teilnehmenden unter fachkundiger Anleitung selbst Teig kneten, Brot formen und backen – und dabei die Kunst des traditionellen Handwerks mit allen Sinnen erleben. Zurück in Tutzing erwartete sie eine geführte Brotverkostung mit einem Brotsommelier, bei der die Vielfalt der Brotaromen, Texturen und Getreidearten „erschmeckt“ werden konnten. Auch hier zeigte sich eindrucksvoll: Brot ist weit mehr als bloße Sättigung, es ist Natur und gelebte Wertschätzung gleichermaßen.

Dankbarkeit – eine Haltung zwischen Demut und Achtsamkeit

Eng mit Wertschätzung verbunden ist die Haltung der Dankbarkeit. Eine im Rahmen der Tagung durchgeführte Kurzbefragung zeigte: Dankbarkeit wird als tiefe innere Haltung verstanden, die eng mit Nahrung, Spiritualität, Gerechtigkeit und Gemeinschaft verknüpft ist. Sie äußert sich nicht nur in Worten, sondern auch in Gesten, Beziehungen, Gebet oder im Prinzip des Zurückgebens.

Die Mehrheit der Befragten hielt Dankbarkeit für gesellschaftlich wichtig. Ob sie „gelernt“ werden könne, wurde unterschiedlich gesehen – zwischen Lebenspraxis und vermittelbarer Haltung. Einigkeit bestand darin, dass Dankbarkeit Begegnung, Beziehung und Bewusstsein braucht.

Auch die Grenzen der Dankbarkeit wurden benannt: In Situationen von Ungerechtigkeit, erzwungener Dankbarkeit oder persönlichem Leid sei ein authentisches Gefühl oft nicht möglich – umso wichtiger sei es, Dankbarkeit nicht zu idealisieren oder moralisch zu instrumentalisieren.

Ein Wochenende, das nährte – Leib, Seele und Geist

Viele Referierende und schließlich auch die Teilnehmenden haben zum Gelingen beigetragen. Die Tagung in Tutzing machte deutlich: Brot ist weit mehr als tägliche Nahrung – es steht für Verantwortung, Gemeinschaft, Spiritualität und kulturelle Verbundenheit. Die Verbindung von Theorie, Praxis, Geschmack und Besinnung eröffnete einen vielschichtigen Zugang zu Fragen der Ernährung, des Miteinanders und der globalen Gerechtigkeit.

Die Jahrestagung vereinte mehrere Formate: die jährliche Mitgliederversammlung, das Sommerfest des Freundeskreises, den Kulturabend der Jahrestagung. Hier war das Motto „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ – dargestellt in Poesie und Musik. Begegnungen in den Salons des Schlosses rundeten die gesamte Veranstaltung ab. Eine Veranstaltung, die unter den Mitgliedern nachhallte – in Gedanken, Gesprächen und den Herzen der Beteiligten.

Dr. Karin Bergmann