Bild Quelle des Lichts und die Zivilgesellschaftinfo Icon© Foto: dgr/eat_archiv

Neues aus dem Freundeskreis Quelle des Lichts und die Zivilgesellschaft

Es ist der 16. September 2021, Jom Kippur in München. Es regnet in Strömen, und dem Aufruf „Wir beschützen unsere Synagoge“ sind nur wenige Menschen gefolgt, darunter Mitglieder eines Motorradklubs mit dem Namen Kuhle Wampe; Männer und Frauen jeden Alters. Vereinzelt sind Fahnen und Plakate zu sehen. Schweigend stehen sie gemeinsam mit den Polizistinnen und Polizisten, die tagtäglich die Synagoge und das Gemeindezentrum bewachen müssen. Ab und an öffnet sich für ein Gemeindeglied die Synagogentür.

Es ist der 16. September 2021, Jom Kippur in München. Es regnet in Strömen, und dem Aufruf „Wir beschützen unsere Synagoge“ sind nur wenige Menschen gefolgt, darunter Mitglieder eines Motorradklubs mit dem Namen Kuhle Wampe; Männer und Frauen jeden Alters. Vereinzelt sind Fahnen und Plakate zu sehen. Schweigend stehen sie gemeinsam mit den Polizistinnen und Polizisten, die tagtäglich die Synagoge und das Gemeindezentrum bewachen müssen. Ab und an öffnet sich für ein Gemeindeglied die Synagogentür.

Es ist schon dunkel. Jan Kucks blaue Neonschrift vor der Synagoge ist Teil einer Kunstaktion mit dem Titel Designwalk.Art und passt zu dieser schweigenden Atmosphäre. Überraschend ist der Inhalt der Neonschrift:

„Always reach beyond the light“

Was wollen und können wir als Freundeskreise in unseren Städten und Gemeinden für die Evangelische Akademie Tutzing und unsere Kirche erreichen? Mit diesen Fragestellungen habe ich Anfang 2021 mein Amt als Leiterin des Freundeskreises München angetreten. In meiner vorherigen beruflichen Tätigkeit als Stadtdekanin von München habe ich gelernt, mich in Strukturen und Systemen zu bewegen. Ich habe immer wieder erlebt, dass Kommunikation Kooperationen ermöglicht und der Blick über den eigenen Tellerrand zu gemeinsamen Aktionen führen kann. So können wir das Evangelium mit Leben füllen und glaubwürdige Zeugen sein.

Deshalb bin ich überzeugt, dass die Arbeit in den Freundeskreisen eine zivilgesellschaftliche Dimension beinhaltet und eng mit Fragen verbunden ist, wie:
Sind wir offen für das, was meinen nahen und fernen Nächsten, aber auch unsere Gesellschaft umtreibt? Gemeinsam wollen wir nach Antworten auf immer komplexer werdende Fragen suchen.

Mischen wir uns ein, wo Rassismus und Hass Menschen ausgrenzt und verletzt oder tötet? Es liegt an uns, ob sich eine Haltung der Resignation breit macht, und uns lähmt, nach kreativen und überraschenden Lösungen zu suchen.

Mit einer Kultur der Offenheit und Aufmerksamkeit sind wir unterwegs und wollen das unsere zu einem friedlichen Miteinander beitragen.

Ein zweites ist aber genauso wichtig:

Viele Männer und Frauen des Freundeskreises sind in den Ortgemeinden oder kirchlich- diakonischen Einrichtungen aktiv. Wie wird dieses ehrenamtliche Engagement ernstgenommen und wertgeschätzt? Vieles gelingt, weil Menschen mit Zeit und Liebe gemeindliche Aktionen im Quartier unterstützen und das Evangelium weitertragen durch das Wort und die Tat. Wertschätzung beinhaltet auch Information über das, was Kirche als Institution bewegt und geplant werden muss. In München geschieht dies mit einem Vortrag von Christian Kopp, Regionalbischof von München und Oberbayern. So werden Frauen und Männer Botschaftern und Kundschaftern.
Zurück zur blauen Neonschrift „Always reach beyond the light“ (Greife immer über das Licht hinaus) am St.-Jakobs -Platz in München. So erinnert der in Berlin und München lebende Künstler Jan Kucks, an Platons Höhlengleichnis: „Man sieht häufig nur den Schein des Lichtes, aber nicht seine Quelle“.

Als Christinnen und Christen haben wir die Freiheit und die Pflicht, Themen und Orte im eigenen Umfeld zu entdecken und die Quelle des Lichts zur Sprache zu bringen.

Barbara Kittelberger

Stadtdekanin i.R.

Leiterin des Freundeskreises der Evangelischen Akademie Tutzing in München