Caspar David Friedrich: Das religiöse Gemüt und seine Beziehung zum Unendlichen als Aufgabe der modernen Kunst

Referent: Pfarrer Markus Geißendörfer

Wie will Kunst nach der Aufklärung zur Darstellung bringen, was nicht darstellbar ist? Was zeigt Kunst, wenn man trotzdem auf etwas hinweisen möchte, was vielleicht hinter traditionellen Bildinhalten wie Weihnachts – oder die Passionsgeschichte erfahrbar ist? Welche Motive soll Kunst präsentieren, wenn nicht mehr Andachtsbilder wie Madonnen und Kruzifixe die Kirchenräume prägen sollen und Orte der privaten Meditation eine Glaubensbewegung anregen mögen?

Ein solcher Schritt wird möglich, sobald eine Analyse darüber vorliegt, was denn das ist, was Gott in seinen Gläubigen bewirkt. Man beginnt das religiöse Bewusstsein mit Worten und Bildern zu beschreiben. Die Aufgabe der Kunst besteht darin, auf das Unendliche hinzuweisen. Kunst wird zu einem Medium, das das religiöse Gemüt anregt. Diesen Schritt vollzieht Caspar David Friedrich Anfang des 19. Jahrhunderts.

Der Vortrag versucht, die sich wiederholenden Bildmotive im Werk von Caspar David Friedrich auf elementare Bewegung des religiösen Empfindens zurückzuführen. Er findet Anhaltspunkte in einer Schrift des Theologen Friedrich Schleiermachers, den Friedrich gekannt hat. Die Folgerungen könnten auf Defizite des aktuellen Protestantismus hinweisen und darüber hinaus zu neuen Formen der religiösen Wahrnehmung ermutigen.

Herr Pfarrer Markus Geißendörfer lehrt an beruflichen Schulen, war von 2005 bis 2016 Kunstbeauftragter der ELKB für den Bereich Unterfranken und von 2012 bis 2020 Redakteur der Zeitschrift KircheKunst vom Verein für Christliche Kunst in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern e.V.