Das Vorspiel zur Nation – Wie es zur Revolution von 1848 kam und was daraus wurde: Ausgangspunkte, Höhepunkte, Wendepunkte

Referent: Michael Thumser

Mit ihren Revolutionen hatten die Deutschen kein rechtes Glück, bis den Bürgern in Ostdeutschland 1989 der Umsturz gelang, der die Wiedervereinigung der DDR mit der Bundesrepublik herbeiführte. Zuvor war 1953 in Ost-Berlin ein mutiger Volksaufstand gescheitert, und die Ausrufung der Republik, die das 1918 abgewirtschaftete und kriegsbesiegte Kaiserreich ersetzt hatte, vermochte die Nazi-Tyrannei 25 Jahre später nicht zu verhindern. Auch der im März vor 175 Jahren entfesselten „Deutschen Revolution“ von 1848 wird gemeinhin nachgesagt, ‚gescheitert‘ zu sein; wirklich blieb, nachdem Militär genau fünfzehn Monate später mit ihren Resten brutal aufgeräumt hatte, erst einmal alles beim Alten. Der Vortrag konzentriert sich aber nicht zuletzt auf die zukunftsweisenden Aspekte der Vorgeschichte: auf die modernen Ideen des normensprengenden „Vormärz“, die sich in den Einzelterritorien unüberhörbar verbreiteten, auf das Streben von einzelnen Repräsentanten und Gruppen eines liberalen Bürgertums nach einer vereinten Nation in Gestalt eines freiheitlichen Rechtsstaats; er würdigt die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche als erstes deutsches Parlament im eigentlichen Sinn; und er verfolgt den Weg, den die dort formulierten „Grundrechte des Deutschen Volkes“ in die Weimarer Verfassung und ins bundesdeutsche Grundgesetz fanden – ein unveräußerliches Erbe.

Michael Thumser, 1959 in Hof geboren, hat Literatur- und Theaterwissenschaft studiert schloss als Magister Artium ab. Fast 35 Jahre war er bei einer oberfränkischen Regionalzeitung tätig, lange als verantwortlicher Kulturredakteur, zuletzt als Chefautor. Er ist Dozent für Feuilleton an der Akademie für Neue Medien in Kulmbach und der Akademie der Bayerischen Presse. Unter anderem wurde er mit dem renommierten Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Seit 2020 berichtet er online unter www.hochfranken-feuilleton.de aus der Kulturregion im Nordosten Bayerns. Vor den „Verpesteten Büchern“ veröffentlichte er unter dem Titel „Der Hungerturm“ einen Band mit Erzählungen und die Essay-Sammlung „Wir sind wie Stunden“. Für seine Verdienste um das Kulturleben der Stadt Hof wurde ihm 2020 der Johann-Christian-Reinhard-Plakette verliehen.