Ethik in der Medizin — Ethische Grundlagen medizinischer Entscheidungen

Referent: PD Dr. Marcin Orzechowski, Ulm.

Der medizinische Fortschritt eröffnet jeden Tag neue Handlungsmöglichkeiten. Den Fortschritt aufzuhalten wäre sowohl unrealistisch als auch unethisch. Dabei stellt sich in der Medizin immer wieder die Frage, ob wirklich alles Machbare, alles technisch Mögliche, auch umgesetzt werden sollte. Gleichzeitig leben wir heutzutage in einer Gesellschaft, die durch einen Pluralismus von Wertüberzeugungen und Lebenseinstellungen geprägt ist. Nur selten ist es möglich, bei Lösung der ethischen Konflikte in der Medizin auf allgemein geteilte Werte zurückzugreifen. Und nicht zuletzt: Die Ressourcenknappheit und Ökonomisierung des Gesundheitswesens vermehren medizinethische Konfliktsituationen. Diese Entwicklungen führen dazu, dass Ärztinnen und Ärzte in ihrem Alltag in Klinik und Praxis heute zunehmend mit ethischen Herausforderungen konfrontiert sind.

Die Medizinethik ist eine Disziplin, in der das Handeln im Gesundheitswesen systematisch hinterfragt wird und Vorschläge für Handlungsweisen formuliert werden. Ziel der ethischen Reflexion ist es, in schwierigen Entscheidungssituationen ethisch gut begründete Lösungen herauszuarbeiten. Die Frage nach dem richtigen Handeln bedarf aber zuerst einer Überlegung: Welche normativen Orientierungspunkte sollten für ethische Entscheidungen maßgeblich sein?

Im Fokus des Vortrags stehen ethische Fragestellungen in der medizinischen Versorgung. Ausgehend von konkreten ethischen Konfliktsituationen aus dem klinischen Alltag werden Fragestellungen zur Selbstbestimmung von Patientinnen und Patienten und ethischen Herausforderungen am Lebensanfang und –ende aufgegriffen.

Nach dem Vortrag laden wir Sie wieder zu einer Gesprächsrunde mit einem kleinen Imbiss und Getränken ein.

PD Dr. Marcin Orzechowski ist Geschäftsführer der Ethikkommission der Universität Ulm. Er studierte Politikwissenschaft und Public Relations in Pultusk, Polen, sowie Literaturwissenschaft und Rechtswissenschaft an der Universität Konstanz, wo er 2015 auch zum Dr. rer. soc. promoviert wurde. Seit Oktober 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, Theologie und Ethik der Medizin. Seine Arbeitsschwerpunkte sind ethische und gesellschaftliche Aspekte der Pränatalmedizin, ethische und gesellschaftliche Aspekte der Politikänderung in Europa, politisierte Medizin in der DDR und VR Polen und Diversität im Gesundheitswesen.